Liebe Mitchristen,
am 9. März werde ich nun als Ihr neuer leitender Pfarrer in den vier Pfarreien St. Josef Inden, St. Katharina Wenau, St. Martin Langerwehe und St. Martinus D'horn im Pastoralen Raum Inden/Langerwehe (bis Ende letzten Jahres hieß es noch GdG [= Gemeinschaft der Gemeinden]) für Sie und mit Ihnen Dienst tun im und am Reich Gottes, d. h. Jesus Christus verkünden und bezeugen, den Sohn Gottes, der für uns Mensch geworden, am Kreuz gestorben und auferstanden ist. Im Grunde ist das schon mein Programm für den Dienst bei Ihnen. Alles andere soll sich daraus ableiten.
Zunächst aber auch ein paar Worte zu meiner Person und meinem Leben. Ich bin 1965 in Erwitte in Westfalen geboren und jetzt 59 Jahre alt. Dort, in einem kleinen zu Erwitte gehörenden Ort namens Schmerlecke, bin ich aufgewachsen. Ich habe noch drei Geschwister - meine Schwestern Rita, Birgit und Annegret. Meine Eltern verdienten unseren Lebensunterhalt als Inhaber eines Lebensmittelgeschäftes und einer Tankstelle mit Reparatur-werkstatt. In bin in einer katholischen Familie und katholisch geprägtem Umfeld aufgewachsen. Im benachbarten Horn ging ich zur Grundschule und dann in Erwitte auf das Gymnasium, wo ich 1985 Abitur gemacht habe. Nach dem Wehrdienst in Frankenberg/Eder studierte ich zunächst Elektrotechnik an der RWTH Aachen mit dem Abschluss Dipl.-Ing. und ging dann 1992 nach Nürnberg, um in der Patentabteilung eines großen niederländischen Elektrokonzerns zu arbeiten und wurde Patentanwalt. Ende 1997 wurde unsere Abteilung nach Aachen verlegt und ich blieb bei meinem alten Arbeitgeber, bis ich 2002 Priesterkandidat wurde. Wie Sie sich vorstellen können, ging dem eine längere persönliche Entwicklung voraus, die noch in Nürnberg begann. Die Suche nach Sinn, Glück und Wahrheit führte mich schließlich in den Priesterberuf. Ich studierte im Spätberufenen-seminar in Grafschaft-Lantershofen und absolvierte den auf Diakonen- und Priesterweihe vorbereitenden Pastoralkurs zusammen mit den 7 weiteren Kandidaten der Bistümer Osnabrück, Hildesheim, Hamburg und Limburg. Für das Bistum Aachen war ich der einzige Priesterkandidat in diesem Jahrgang. 2007 war die Diakonenweihe in Aachen-Brand, wo ich aus Nürnberg kommend hingezogen bin, und 2008 dann die Priesterweihe im Aachener Dom. Anschließend folgten mehrere Stationen im priesterlichen Dienst in Eschweiler, Herzogenrath-Kohlscheid, Kempen-Tönisvorst und in Krefeld. Bis dahin war ich im rein seelsorglichen Dienst tätig, bis ich schließlich als Pfarradministrator in der Leitung der Kaller Pfarreien St. Nikolaus Kall, St. Antonius Dottel-Scheven und St. Dionysius Keldenich vor 1 1/2 Jahren in die Eifel versetzt wurde. Nach dieser recht kurzen Zeit hat mich unser Bischof nun zu Ihnen geschickt, nachdem Pfarrer Portz aus persönlichen Gründen um Entpflichtung gebeten hatte, um dessen Aufgaben zu übernehmen. Nachdem ich mich gerade in Kall eingelebt und eingearbeitet hatte, ist dieser kurzfristige Wechsel zu Ihnen durchaus herausfordernd, aber auch ein Vertrauensbeweis des Bischofs. Ich bin bereit, mich den Aufgaben bei Ihnen zu stellen, und hoffe auf Ihr Wohlwollen und Ihre Unterstützung und auf Gottes Hilfe.
Wir sind in einer bewegten (Krisen-) Zeit, allgemein und auch kirchlich. Seit ein paar Jahren läuft der Bistumsprozess 'Heute bei dir', mit dem die Kirche im Bistum Aachen angesichts des Personalmangels und der aktuellen Zeit auf die Zukunft vorbereitet werden soll. Dieser Prozess hat nun zur Errichtung von Pastoralen Räumen geführt, die ein oder mehrere bisherige GdG's umfassen. Die Anzahl bestehender Pfarreien bzw. Kirchengemeinden soll reduziert werden. Viel wird dabei über Veränderung und Reform diskutiert.
Da die Kirche immer schon angesichts einer sich stetig verändernden Welt und der menschlichen Unzulänglichkeit eine 'ecclesia semper reformanda' (eine immer zu reformierende Kirche) gewesen ist, ist das grundsätzlich nichts Neues. Das kann allerdings auch zu Verlust- und Zukunftsängsten angesichts von sich abzeichnenden Veränderungen führen. Ein japanisches Schriftwort, das ich vor kurzem gelesen habe, finde ich anregend angesichts unserer Situation: "Fürchte dich nicht vor Veränderungen, fürchte dich vor dem Stillstand!"
Reformen in der Kirche müssen immer wieder sein, allerdings niemals als Selbstzweck, sondern um die Kirche authentischer in der Nachfolge Christi zu machen. Sie müssen sich immer darauf überprüfen lassen, ob sie sinnvoll und der echte Versuch sind, die konkrete kirchliche Gestalt auf die aktuelle Situation anzupassen und kirchliches/christliches Leben so gut es geht zu ermöglichen und zu unterstützen - immer in dem Wissen, dass das unzulänglich bleibt und wir da nie den 'Himmel auf Erden' erwarten dürfen. Worum geht es denn vor allem?, kommt mir da als Frage. Joseph Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI., schrieb in seinem Buch 'Einführung in das Christentum' als noch junger Theologe ein schönes Wort: "Denn die Kirche ist am meisten nicht dort, wo organisiert, reformiert, regiert wird, sondern in denen, die einfach glauben und hier das Geschenk des Glaubens empfangen, das ihnen zum Leben wird. Nur wer erfahren hat, wie über den Wechsel ihrer Diener und die Reformen hinweg Kirche die Menschen aufrichtet, ihnen Heimat und Hoffnung gibt, eine Heimat, die Hoffnung ist: Weg zum ewigen Leben – und wer dies erfahren hat, weiß, was Kirche ist, damals und heute." Ein befreiendes und richtungweisendes Wort, so finde ich. Für Christus und sein Reich zu wirken und an einer Kirche zu arbeiten, die Ihnen und anderen Menschen Heimat und Hoffnung gibt, daran will ich bei Ihnen gern mittun und einen Beitrag leisten.
Ihr Pfarrer Klemens Gößmann