Impuls KW 8/2022

Zum 400. Todestag des hl. Franz von Sales:

Franz von Sales (c) CC0 1.0 - Public Domain (von unsplash.com)
Franz von Sales
Datum:
Mo. 21. Feb. 2022
Von:
Pfr. Heinz Portz

"Wahren wir also unsere Tugenden, weil sie Gott, dem erhabenen und höchsten Ziel all unseres Tuns, wohlgefällig sind! Will man Früchte aufbewahren, so konserviert man sie nicht nur, sondern gibt sie außerdem in geeignete Gefäße. So ist es wohl in erster Linie Aufgabe der Liebe zu Gott, in uns das Tugendleben zu bewahren, doch können wir uns auch des guten Rufes als geeignetes und brauchbares Gefäß zu diesem Zweck bedienen.

Wir dürfen aber nicht hitzig, übergenau und kleinlich auf unseren Ruf bedacht sein. Wer überempfindlich um seinen Ruf besorgt ist, gleicht denen, die bei der geringsten Unpässlichkeit gleich Medizin einnehmen. Sie wollen ihre Gesundheit erhalten, in Wirklichkeit aber zerstören sie diese nur. So werden auch jene ihren guten Ruf ganz einbüßen, die so ängstlich besorgt sind, ihn zu wahren; denn durch diese Überempfindlichkeit werden sie wunderlich, starrköpfig, unausstehlich und fordern die Bosheit der bösen Zungen heraus.

Beleidigungen und Verleumdungen übersehen und verachten, hilft meist mehr gegen sie als Ärger, Streit und Rache. Die Verachtung macht sie unwirksam; wird man aber zornig, so scheint man ihnen eine gewisse Berechtigung zuzugestehen. Krokodile schaden nur denen, die sie fürchten, und die üble Nachrede nur solchen, die sich darüber aufregen."

 

 

zitiert aus:
Hl. Franz von Sales; Philothea. Anleitung zum frommen Leben
(Taschenbuchausgabe übersetzt von P. Franz Reisinger)
Eichstätt 2012,  S. 157 -158.