Impuls KW 43/2018

Papst Franziskus - GAUDETE EXSULTATE - über die Heiligkeit im Alltag:

Papst Franziskus 2 (c) www.presidencia.gov.ar / CC-BY-SA-3.0 / pfarrbriefservice.de
Papst Franziskus 2
Datum:
Mo. 22. Okt. 2018
Von:
Pfr. Heinz Portz

"Selig, die verfolgt werden um der Gerechtigkeit willen; denn ihnen gehört das Himmelreich."

Jesus selbst betont, daß dieser Weg gegen den Strom geht, ja so weit führt, daß wir zu Menschen werden, die mit ihrem Leben die Gesellschaft infrage stellen, zu Personen, die stören. Jesus erinnert daran, wie viele Menschen verfolgt werden und wurden, einfach weil sie für die Gerechtigkeit gekämpft haben, weil sie ihr Engagement für Gott und für die anderen gelebt haben. Wenn wir nicht in einer blassen Mittelmäßigkeit versinken wollen, dürfen wir kein bequemes Leben anstreben, denn "wer sein Leben retten will, wird es verlieren" (Mt 16,25).

Man kann nicht erwarten, daß alles um uns herum günstig dafür ist, um das Evangelium zu leben. Oft stehen nämlich Machtambitionen und weltliche Interessen im Weg. Der heilige Johannes Paul II. sagte: "Entfremdet wird eine Gesellschaft, die in ihren sozialen Organisationsformen, in Produktion und Konsum, die Verwirklichung [der] Hingabe und die Bildung [der] zwischenmenschlichen Solidarität erschwert." In einer solchen entfremdeten Gesellschaft, die gefangen ist in einem politischen, medialen, wirtschaftlichen, kulturellen und sogar religiösen Geflecht, das ihre authentische menschliche und soziale Entwicklung behindert, gestaltet es sich schwierig, die Seligpreisungen zu leben, ja dies kann geradezu verpönt, beargwöhnt oder lächerlich gemacht werden.

Das Kreuz, vor allem die Erschöpfung und die Schmerzen, die wir ertragen, um das Gebot der Liebe zu leben und den Weg der Gerechtigkeit zu gehen, ist Quelle der Reifung und der Heiligung. Denken wir daran, daß das Neue Testament, wenn es von den Leiden spricht, die um des Evangeliums willen ertragen werden müssen, sich eben auf die Verfolgungen bezieht (vgl. Apg 5,41; Phil 1,29; Kol 1,24; 2 Tim 1,12; 1 Petr 2,20; 4,14-16; Offb 2,10).

Wir sprechen jedoch von den unausweichlichen Verfolgungen, nicht von denen, die wir selbst durch eine mißverständliche Art und Weise, die anderen zu behandeln, verursachen können. Ein Heiliger ist kein abgehobener Sonderling, der unausstehlich wird wegen seiner Eitelkeit, seiner Negativität und seinem Unmut. Die Apostel Christi waren nicht so. Die Apostelgeschichte erzählt nachdrücklich, daß sie Gunst "beim ganzen Volk" fanden (Apg 2,47; vgl. 4,21.33; 5,13), während manche, die etwas zu sagen hatten, sie drangsalierten und verfolgten (vgl. Apg 4,1-3; 5,17-18).

Die Verfolgungen sind keine Realität der Vergangenheit; auch heute erleiden wir sie, sei es auf blutige Weise, wie viele Märtyrer unserer Zeit, oder auf subtilere Weise durch Verleumdungen und Unwahrheiten. Jesus sagt, daß wir selig sein werden, wenn man "alles Böse über euch redet um meinetwillen" (Mt 5,11). Andere Male handelt es sich um Verspottungen, die unseren Glauben verzerren und uns als lächerlich darstellen wollen.

Jeden Tag den Weg des Evangeliums annehmen, auch wenn er Schwierigkeiten mit sich bringt, das ist Heiligkeit.

 

 

Aus:
Papst Franziskus, GAUDETE et EXSULTATE.
Apostolisches Schreiben über den Ruf zur Heiligkeit in der Welt von heute
= Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls 213,
hg. vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Bonn 2018, S. 49–51.