Impuls KW 38/2018

Papst Franziskus - GAUDETE EXSULTATE - über die Heiligkeit im Alltag:

Papst Franziskus 2 (c) www.presidencia.gov.ar / CC-BY-SA-3.0 / pfarrbriefservice.de
Papst Franziskus 2
Datum:
Mo. 17. Sept. 2018
Von:
Pfr. Heinz Portz

"Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden."

Die Welt schlägt uns das Gegenteil vor: Unterhaltung, Genuß, Zerstreuung, Vergnügen. Eben das macht das Leben gut, so sagt sie uns. Der weltlich Gesinnte beachtet es nicht, er schaut weg, wenn es in der Familie oder in seiner Umgebung Probleme durch Krankheit oder Leid gibt. Die Welt will nicht trauern: Sie zieht es vor, leidvolle Situationen zu ignorieren, zu verdecken oder zu verstecken. Man verschwendet viel Energie darauf, den Umständen zu entkommen, in denen das Leiden gegenwärtig ist, und glaubt dabei, daß es möglich ist, die Wirklichkeit zu verschleiern, in der nie, niemals, das Kreuz fehlen kann.

Der Mensch, der die Dinge sieht, wie sie wirklich sind, der sich vom Schmerz durchdringen läßt und in seinem Herzen weint, ist fähig, die Tiefen des Lebens zu berühren und wahrhaft glücklich zu sein. Dieser Mensch wird getröstet, aber mit dem Trost Jesu und nicht mit dem der Welt. So kann er sich trauen, fremdes Leid zu teilen, und hört auf, vor den schmerzvollen Situationen zu fliehen. Auf diese Weise findet er, daß das Leben Sinn hat, wenn man dem anderen in seinem Schmerz beisteht, wenn man die fremde Angst versteht, wenn man den anderen Erleichterung verschafft. Dieser Mensch spürt, daß der andere Fleisch von seinem Fleisch ist; er fürchtet sich nicht davor, sich zu nähern und sogar seine Wunde zu berühren; er hat solches Mitleid, das ihn erfahren läßt, daß alle Distanz verschwindet. So kann man die Ermahnung des heiligen Paulus annehmen: "Weint mit den Weinenden!" (Röm 12,15).

 

Mit den anderen zu trauern wissen, das ist Heiligkeit.

 

 

 

 

Aus:
Papst Franziskus, GAUDETE et EXSULTATE.
Apostolisches Schreiben über den Ruf zur Heiligkeit in der Welt von heute
= Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls 213,
hg. vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Bonn 2018, S. 42–43