"Die christliche Überlieferung hat, wie wir wissen, mitten im Sommer eines der ältesten und eindrucksvollsten Marienfeste angesiedelt, das Hochfest »Mariä Aufnahme in den Himmel«.
Wie Jesus vom Tode auferstand und auffuhr zur Rechten des Vaters, so wurde Maria nach Vollendung ihres irdischen Lebenslaufs in den Himmel aufgenommen. (...) Maria ist Vorbild und Stütze aller Gläubigen: Sie ermutigt uns, nicht das Vertrauen zu verlieren angesichts der Schwierigkeiten und der unvermeidlichen Probleme des Alltags.
Sie sichert uns ihre Hilfe zu, und sie erinnert uns daran, daß das Wesentliche ist, »das Himmlische und nicht das Irdische« zu suchen und unseren Sinn darauf zu richten
(vgl. Kol 3,2). Beansprucht von unserer täglichen Arbeit, laufen wir nämlich Gefahr zu glauben, daß hier, in dieser Welt, in der wir nur auf der Durchreise sind, der letzte Sinn des menschlichen Daseins liege.
Das Paradies ist jedoch das wahre Ziel unserer irdischen Pilgerreise. Wie viel anders wären doch unsere Tage, wenn sie von dieser Erwartung beseelt wären! So war es für die Heiligen. Ihr Dasein bezeugt, daß, wenn man stets mit dem Herzen Gott zugewandt lebt, die irdischen Wirklichkeiten in ihrem richtigen Stellenwert gelebt werden, weil die ewige Wahrheit der göttlichen Liebe sie erleuchtet."
aus:
Benedikt XVI., Mit den Heiligen durch das Jahr.
Meditationen, Freiburg i. Br. 2010, S. 202 - 203